Just Baseball S10E14

Drei große Geschichten beschäftigen uns diese Woche. Zum einen die Entlassungen von Maddon und Girardi und das Pride Day Debakel in Tampa. Außerdem sprechen wir natürlich auch ein bisschen über Sport, haben die ein oder andere Feelgood-Story im Gepäck und fragen uns, ob man mit der Spachtel einen feinen Silberstreif an den Horizont malen kann.

Wir wünschen viel Spaß!

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19 thoughts on “Just Baseball S10E14

  • Es gibt Dinge im Leben, die man ohne harte Arbeit nicht erreichen kann. Und es gibt solche, die einem in die Wiege gelegt werden. Ich finde, man darf z. B. auf einen hart erkämpften sportlichen Erfolg stolz sein. Bei angeborenen Merkmalen (wie Hautfarbe, sozioökonomische Herkunft oder Nationalität) wäre das hingegen absolut unangemessen. Bei der „Pride Night“ geht es um Stolz im Kontext mit Eigenschaften, die einem in die Wiege gelegt wurden. Ich finde den Begriff deswegen unglücklich gewählt. Mit der Erklärung der fünf Tampa Bay-Spieler gehe ich nicht konform. Allerdings habe ich den Eindruck, dass Kritik an der Art, in der bestimmte Initiativen und Gruppen für das Menschenrecht der Gleichberechtigung eintreten, oft vorschnell verteufelt wird. Gleichberechtigung muss immer und überall eine absolute Selbstverständlichkeit sein. Ich persönlich würde für dieses Anliegen jedoch gerne auf eine andere Weise eintreten als im Rahmen einer Aktion, in der es um Stolz im Kontext eines angeborenen Merkmals geht.

    • Danke für den Link. Ich stehe ja 100%ig hinter dem Anliegen. Ich fände es nur besser, wenn man bei solchen Aktionen Begriffe verwenden würde, die weniger missverständlich sind und das besser auf den Punkt bringen, was man eigentlich sagen will. Warum sagt man nicht z. B. „Confidence Night“? Das fände ich super. Man müsste dann nicht erklären, dass man mit „Pride“ gar nicht „Pride“, sondern „Confidence“ meint. „Pride“ ist halt z. B durch „White Pride“ sehr belastet.

  • Doch, man meint „Pride“. Und ich weiß auch wirklich nicht, wo da das Problem liegen soll. Ich denke, die drei Podcaster haben das sehr gut dargestellt und ich verstehe ihren Unmut darüber komplett. Man schüttelt über solche Ereignisse nur noch den Kopf. Und da geht es auch nicht um irgendwelche Begrifflichkeiten, um möglichst „sober“ zu wirken, sondern es geht hier um extrem schlimme Auswüchse des christlichen Fundamentalismus.

    • Interessanterweise scheint es Angehörigen der LGBT-Community in einem christlichen Umfeld mental oft ausgesprochen gut zu gehen, weil sie sich akzeptiert fühlen. In einer aktuellen Studie über LGBT-Christ*innen heißt es dazu: “Religiosity was associated with higher levels of eudaimonic well-being and lower levels of depression, anxiety, and stress” (https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/19359705.2019.1645072). Die Befundlage ist hier nicht eindeutig. Trotzdem kann man annehmen, dass das christliche Mantra („Wir alle sind gleichermaßen auf Jesus angewiesen und ich bin kein bisschen besser als du“) dazu beiträgt, die gegenseitige Akzeptanz zu fördern (dazu müsste man natürlich vorher verinnerlicht haben, was sehr oft nicht der Fall ist). Vor diesem Hintergrund frage ich mich, ob ich die Tampa Bay-Spieler wirklich so verstehe, wie sie verstanden werden wollen und ihr Weltbild so einordnen kann, dass mein Echauffieren über ihr Statement in jeder Hinsicht gerechtfertigt ist. Im Social Justice Movement spielen Begrifflichkeiten eine zentrale Rolle. Und „nationales Selbstwertgefühl“ hat z.B. eine andere Konnotation als „Nationalstolz“. Eine der Ursprungsbedeutungen des Wortes „Pride“ beinhaltet das Gefühl der eigenen Überlegenheit gegenüber anderen. Benutzt man diesen Begriff im Zusammenhang mit einem angeborenen Merkmal, dann trägt das in aller Regel nicht zur gegenseitigen Akzeptanz innerhalb einer Gesellschaft bei. Das finde ich nicht gut. Nicht zuletzt deswegen nicht, weil es der LGBT-Community nicht hilft.

  • Jeder der Vorbehalte hat sollte diese äußern dürfen….Das finde ich gut. Sehr einseitige Berichterstattung eines Themas.
    Der sportliche Teil gefällt mir wie immer.

  • Das stimmt. Ein Vorbehalt ist etwas anderes als eine Phobie. Es stellt sich aber die Frage, ob wir das Statement der Spieler wirklich genauso verstehen, wie sie es gemeint hatten. Wenn sie damit tatsächlich eine Phobie gegenüber Menschen aus der LBGT-Community zum Ausdruck hätten bringen wollen, wäre das völlig unangemessen.

    • „When we put it on our bodies, I think a lot of guys decided that it’s just a lifestyle that maybe — not that they look down on anybody or think differently — it’s just that maybe we don’t want to encourage it if we believe in Jesus, who’s encouraged us to live a lifestyle that would abstain from that behavior, just like (Jesus) encourages me as a heterosexual male to abstain from sex outside of the confines of marriage.“

      Keine Ahnung, was man daran falsch verstehen kann. Homosexualität als „Lifestyle“, den man nicht unterstützen möchte.

      Viele Grüße
      Andreas

  • Gäbe es eine „Christian Pride Night“, weil das Christentum weltweit die am meisten verfolgte Religion ist (https://www.cato.org/commentary/christianity-worlds-most-persecuted-religion-confirms-new-report#), würde ich als Profisportler trotzdem kein Kreuz auf meinem Trikot tragen wollen. U.a. deswegen nicht, weil ich mit dem, wofür das Kreuz für mich steht und was es suggeriert, persönlich nicht konform gehe. Trotzdem bin ich natürlich gegen jede Form von Diskriminierung. Würdest Du das Kreuz denn mit „Pride“ auf Deiner Kleidung tragen wollen? Ich nicht. Heißt das dann, dass ich eine Phobie gegen Christ*innen habe?

    • Es geht hier nicht um einen Glauben. Zu glauben ist immer eine Wahl. Homosexualität ist keine Wahl. Homosexualität ist in manchen Ländern noch unter Strafe gestellt. Es geht hier um Solidarität.

      Viele Grüße
      Andreas

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du damit sagen willst, die Frage nach Solidarität sei an die persönliche Wahlfreiheit gekoppelt. Das lese ich zwar aus Deiner Antwort heraus, aber Du meinst doch nicht wirklich, dass man einen grundsätzlichen Unterscheid zwischen religiös oder politisch verfolgten Gruppen und Mitgliedern der LGBT-Community machen sollte, nur weil die einen ihre Orientierung ändern könnten und die anderen nicht. Homosexualität ist in manchen Ländern unter Strafe gestellt, aber das sind bestimmte religiöse und politische Bekenntnisse doch auch. Wir müssen uns mit ALLEN unterdrückten Menschen dieser Welt solidarisch zeigen!!! Trotzdem will ich selbst entscheiden dürfen, ob ich meine Solidarität dadurch zum Ausdruck bringe, dass ich die Symbole einer bestimmten Gruppe auf meiner Kleidung trage. Und ich möchte nicht, dass mir deswegen jemand eine Phobie unterstellt.

    • Natürlich ist es Homophobie, wenn du deine Ablehnung, die Regenbogenfarben auf Cap oder dem Badge zu tragen, damit begründest, dass du so einen „LIfestyle“ und dieses „Verhalten“ nicht unterstützen möchtest.

  • Du hast recht: Hier von „Lifestyle“ zu sprechen, ist völlig unangemessen (ich wüsste nicht einmal, was damit genau gemeint sein sollte). Wie dem auch sei, die Spieler vertreten ganz offenbar die Einstellung, dass Geschlechtsverkehr der Ehe zwischen Mann und Frau vorbehalten sein sollte. So wie das orthodoxe Katholiken, Moslems und Juden auch tun. Man kann sich jetzt über die Ausgrenzung, die man in dieser Ansicht wahrnimmt, echauffieren. Völlig okay. Aber es wird keine Gräben überwinden, wenn man zur Beschreibung der Position der Gegenseite nicht die Wörter „Abneigung“ oder „Antipathie“ verwendet, sondern mit einem Begriff aufwartet („Phobie“), der normalerweise eine ernsthafte psychische Störung bezeichnet. So eine verbale Aufrüstung passiert mir in solchen Debatten viel zu schnell, weil sie auf lange Sicht für niemanden gut ist – auch nicht für die LGBT-Community. Wie gesagt halte ich den Ausdruck „Pride“ ebenfalls für äußerst unglücklich gewählt, weil er durch rechtsextreme Bewegungen wie „White Pride“ vorbelastet ist und provoziert.

  • Ich bin allen Menschen dankbar, die sich gegen Diskriminierung einsetzen. Allerdings wünsche ich mir eine weniger aggressive Rhetorik. Angenommen, die Spieler wären zufällig keine Christen, sondern orthodoxe Juden gewesen. Vielleicht wäre das „Statement gegen diesen Akt der jüdisch-fundamentalistischen Homophobie“ im Podcast genauso klar ausgefallen. Ich hätte es dann allerdings genauso wenig gut gefunden. Meiner Ansicht nach trägt diese Art der Rhetorik nicht zum gegenseitigen Verständnis bei.

    • Wenn wir jetzt dabei angekommen sind, dass sich die LGBTQ-Community dafür entschuldigen soll, dass deren Rhetorik zu scharf ist, können wir die Diskussion wirklich vergessen.

      Matt, ich hab alles gesagt, was ich zu dem Thema sagen wollte. Vielen Dank!

      Viele Grüße
      Andreas

  • Ich habe im Rahmen einer Studienarbeit mal eine Direktive der kommunistische Partei der USA aus dem Jahr 1943 gelesen, nach der man den politischen Gegner mit extremen Begriffen labeln soll. Entschuldigt wird sich für nichts. Es heißt darin: „In the public mind, constantly associate those who oppose us with those names that already have a bad smell. The association will, after enough repetition, become fact in the public mind.” Dieses Vorgehen würde den Gegner schnell mundtot machen und jeglichen Austausch im Keim ersticken. Wir kommen da offenbar nicht zusammen, aber ich finde eine solche Praxis einfach nicht gut. Wenn orthodoxe Christen, Moslems oder Juden einen bestimmten Standpunkt zu Ehe, Geschlechtsverkehr oder sonst einem Thema in dieser Richtung vertreten, dann muss man sie dafür in der Sache hart kritisieren dürfen. Ihnen allerdings ein Label zu verpassen, das normalerweise eine Bezeichnung für eine schwere psychische Erkrankung ist, finde ich hingegen überzogen. Genauso überzogen wäre es, den Kritikern im Gegenzug Islamophobie, Christenfeindlichkeit oder Antisemitismus vorzuwerfen. Sich in Debatten für die eigene Wortwahl lieber einmal zu viel als einmal zu wenig zu entschuldigen und stattdessen die Sachargumente in den Vordergrund zu rücken, halte ich persönlich für konstruktiver als mich an der Direktive der kommunistischen Partei zum Mundtotmachen des Gegners zu orientieren. Aber wir können hier gerne unterschiedlicher Meinung sein. Wie gesagt bin ich ja überhaupt nicht der Auffassung der Tampa Bay-Spieler. Und ich trete genau wie Du gerne für die Rechte der LGBT-Community ein. Dass wir uns hierin einig sind, ist aus meiner Sicht das wichtigste. Aber ich habe jetzt dazu auch alles gesagt, was es zu sagen gibt, und bin ab jetzt still. Versprochen. Tut mir leid, wenn ich genervt habe.

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